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adidas Takumi Sen 8 – was kann der Schuh mit dem außergewöhnlichen Namen?

Servus an alle, die aus welchem Grund auch immer diesen Beitrag hier gerade lesen. Ich freue mich auf jeden Fall, dass du es bis hierhin geschafft hast und dir zwei Minuten Zeit nimmst, meine Einschätzung zu lesen. Lange ist es her, dass ich mich das letzte Mal hingesetzt habe und ein paar Zeilen geschrieben habe. Heute soll es um einen Schuh von adidas gehen, der neben seinem knalligen Aussehen auch einen außergewöhnlichen Namen hat, nämlich Takumi Sen, was auf japanisch so viel heißt wie „Handwerker auf höchstem Niveau“. Ich hatte den Schuh nun bei zwei Wettkämpfen (je 5 km), bei Fahrtspielen und bei Dauerläufen für ca. 100 km am Fuß und versuche in den nächsten paar Minuten mal ein paar Dinge für euch festzuhalten, die mir persönlich gut oder weniger gut am adidas Adizero Takumi gefallen. Los geht’s!

Details

Preis: 200 €

Gewicht: 208 g

Sprengung: 6 mm

Art des Schuhs: wenig gedämpfter Straßenlaufschuh und Wettkampfschuh für 5 – 21 km

Dämpfung: Lightstrike Pro + (steife) Energyrods im Vorfußbereich

Obermaterial: sehr leichtes und atmungsaktives Mesh-Gewebe

Bevor es mit meiner Einschätzung los geht, hier noch eine kurze Anmerkung: Den Takumi Sen gibt es nun schon in der 8. Generation, ich hatte bisher aber noch nie das Vergnügen, vorherige Modelle testen zu können und kann demnach auch keinen Vergleich zu älteren Modellen ziehen. Was ich aber durchaus vergleichen kann, ist die Performance des Takumi Sen und die Performance anderer Wettkampfschuhe von anderen Marken.

Design

Zum Aussehen halte ich mich so kurz wie möglich. Drei knallpinke Streifen zieren die blaue Silhouette des Obermaterials, das mich etwas an das Mesh-Obermaterial des Alphaflys von Nike erinnert. Mir gefällt es sehr! Genau so dürfen Wettkampfschuhe aussehen, schnell, auffallend (denn irgendwomit muss man ja auffallen, wenn man nicht mit der Leistung überzeugt, denke ich mir jedenfalls) und bunt. Bleiben wir kurz beim Aufbau des Schuhs und checken ein paar Punkte. Die Dämpfung „Lightstrike Pro“ besteht aus weichem, reaktivem Schaum und soll mit den Energyrods (5 fingerartige Streben im Vorfußbereich) für eine hohe Energierückgabe sorgen, was man besonders bei schnellem Tempo merken soll. Auf die Wirkung oder den Effekt gehe ich später noch ein. Das Mesh-Obermaterial ist hauchdünn und sehr atmungsaktiv. Achtung: Mein erster Lauf im Takumi Sen 8 war an einem regenreichen Tag. Nasse Füße bekommt man hier recht schnell. Die Passform gefällt mir persönlich sehr gut, da der Schuh eher schmaler geschnitten ist. Apropos Passform: Wie das bei engen Wettkampfschuhen eben so ist, gibt es da ein kleines Dilemma. Der Schuh ist eng, was ja eigentlich von Vorteil ist, da der Schuh dann gut am Fuß anliegt. Nachteil ist, dass der Schuh beim Anziehen (besonders beim Einstieg) ein paar Nerven kostet, da die hochgezogene Schnürung wenig Platz für den Fuß beim Einstieg in den Schuh lässt. Steht man dann aber im Schuh, kann es losgehen mit der Lauferei, was uns zur nächsten Kategorie Laufgefühl/Performance bringt. Ach so, eins noch. Der Takumi Sen ist im Vergleich zu vielen anderen Wettkampfschuhen ein eher minimalistisches Modell. Wenig Dämpfung gepaart mit weniger Materialien, die im Schuh verbaut sind, machen sich auch im Gewicht bemerkbar. Mein Schuh (Größe 44,5) wiegt nur etwas über 200 g!

Laufgefühl

Was mir sofort aufgefallen ist, als ich den Takumi Sen 8 das erste Mal in den Händen hielt, war die Höhe der Mittelsohle, die für einen „modernen Wettkampfracer“ heutzutage ja eher puristisch und niedrig ausfällt. Ein Alphafly ist fast doppelt so hoch. Ich übertreibe etwas, man spürt aber sofort einen deutlichen Unterschied. Während man im Alphafly höllisch aufpassen musste, in Kurven nicht umzuknicken und die Balance zu halten, sind Kurven für den Takumi Sen überhaupt kein Problem. Also überhaupt nicht. Das wundert mich zugegebenermaßen etwas, da der Schuh gänzlich ohne stützende Elemente an den Seiten daherkommt. Meine anfänglichen Zweifel, mit dem Schuh einzuknicken oder zu stark zu probieren, haben sich zum Glück überhaupt nicht bestätigt. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich vermute, dass Läufer mit einem weniger guten Laufstil in dem Taki Sen durchaus mal einknicken, da der Schuh einfach einen sauberen Vorder- oder Mittelfußaufsatz fordert und wenig Spielraum für abweichende Bewegungen lässt. Ob das schlimm ist: Ich finde nicht. Denn eins sollte klar sein. Der Schuh ist für den Wettkampf bestimmt und ein High-Performance Modell für schnelle Läuferinnen und Läufer, die meistens auch einen ordentlichen Laufstil mitbringen.

Meine ersten Schritte im Takumi Sen waren zwar nass, aber haben gleich Spaß gemacht. Die Sohle von Continental bietet einen tollen Grip auch auf nassen Straßen. Das mag man gar nicht glauben, wenn man sich die Sohle mal anschaut, denn viel klebt da unten am Schuh nicht. Ist ja auch ein Wettkampfschuh. Wie haben sich die ersten schnellen Kilometer also angefühlt? Durch die nicht so hochgezogene Mittelsohle habe ich immer einen direkten Kontakt zum Untergrund, was mir ein sicheres und stabiles Laufgefühl vermittelt. Neben mir ist Jonas den Schuh die Tage auch gelaufen und hatte in einem Punkt exakt die gleiche Meinung wie ich: Der Schuh versucht dem Läufer vorzugeben, wie der gesamte Abrollvorgang auszusehen hat. Dieses Phänomen zu beschreiben ist schwierig, wenn man den Takumi Sen noch nie gelaufen ist, aber ich hoffe, dass es ansatzweise rüberkommt.

Weiter in Sachen Laufgefühl: Der Schuh läuft sich ziemlich direkt und entfaltet bei schnellerem Tempo seine Power. Man spürt, dass der Schuh für schnelle Läufe konzipiert wurde, es lassen sich aber durchaus auch ein paar langsamer Kilometer mit dem Schuh laufen, da der Schuh nicht so steif ist wie ein Vaporfly von Nike zum Beispiel. Das finde ich einerseits gut, da der Schuh mir nicht vorgibt, nur schnell laufen zu müssen. Auf der anderen Seite kenne ich es von Wettkampfschuhen (Vaporfly/Alphafly) so, dass bereits im Stand (also beim Stand im Schuh) klar wird, dass es heute schnell wird. Wirklich schlimm ist das nicht, ich möchte damit aber sagen, dass es wahrscheinlich dynamischere Schuhe als den Takumi Sen gibt. Zwei Wettkämpfe bin ich mit dem Takumi Sen aber auch schon gelaufen, beim B2Run in Köln bin ich über die 5 km in 00:15:14 Minuten durchgelaufen, man kann ihn also auch für sehr schnelle Kilometer laufen. In Schwelm beim Citylauf rennt man ein Teilstück auf Kopfsteinpflaster, was für die allermeisten Turboschuhe ein Todesurteil darstellt, dem Takumi Sen 8 hat das aber tatsächlich gar nicht so stark interessiert. Grund dafür wird die nicht so hohe Dämpfung sein, die mir einfach etwas mehr Stabilität im Fußgelenk gibt. Das bringt mich zu der Tatsache, dass man den Schuh auch mal auf Wald- oder Schotterwegen laufen kann, wenn es trocken ist. Mit einem anderen Wettkampfschuh würde ich niemals auf die Idee kommen, im Wald zu laufen, da ich wahrscheinlich mit einem gebrochenen Fußgelenk wieder nach Hause humpeln würde. Daumen hoch für den Takumi, für die alltäglichen Dauer- und Tempoläufe hat der Schuh deutlich die Nase vorn.

Einsatzgebiet des Takumi Sen 8

Mir persönlich macht der Takumi Sen bei Fahrtspielen am meisten Spaß. Denn wie ich eben schon angerissen habe, lässt sich der Schuh auch mal etwas lockerer Laufen. Auch auf der Bahn bei Intervallen finde ich ihn sehr gut laufbar und ziehe ihn immer wieder auch meinem absoluten Intervall-Lieblingsschuh, dem Metaracer von Asics, vor. Die Gründe habe ich schon genannt, wiederhole sie aber noch einmal ganz kurz. Die recht direkte Art des Schuhs und die Tatsache, dass ich einen ordentlichen Laufstil aufbringen muss, um gut mit dem Takumi Sen klarzukommen, machen ihn auf der Bahn oder bei Fahrtspielen zu einem meiner Lieblingsschuhe.

Im Wettkampf vertraue ich aber weiterhin auf meinen Vaporfly von Nike. Kein Schuh kann mir persönlich so einen starken „Rebound“ geben wie es der Vaporfly macht. An diese Energierückgabe kommt der Takumi Sen 8 wahrscheinlich wegen seines (zu) minimaoistischen Ansatzes nicht ganz heran, ist aber dennoch ein klasse Renner für die schnellen Trainings unter der Woche.

Mein längster Lauf mit dem Schuh war ein 18 km langes Fahrtspiel. Viel längere Einheiten würde ich mit dem Schuh nicht machen, da dafür die Dämpfung zu gering ist. Auch die Muskulatur ist nach 21 km vielleicht schon nicht mehr in der Lage, einen ordentlichen Laufstil aufzubringen, welchen der Takumi Sen nun mal fordert. Naja, eigentlich fordert das jeder (Wettkampf-) Schuh, beim Takumi Sen ist es mir aber besonders aufgefallen. Kurzer Vergleich zum Alphafly von Nike: Vor ein paar Wochen bin ich den Alphafly das erste Mal über die Halbmarathondistanz in Eindhoven gerannt und habe später beim Ansehen einiger Videos gesehen, dass ich ab Kilometer 16 einen nicht mehr so ordentlichen Mittelfußaufsatz hatte wie zu Beginn des Rennens. Klar, ich hatte da ja auch schon einige Kilometer in den Beinen, was ich damit aber aussagen möchte ist die Tatsache, dass der Alphafly auch einen nicht so ordentlichen Laufstil gut verkraftet und trotzdem unermüdlich nach vorne drückt/pusht. (Für die Statistiker: In Eindhoven bin ich bei meinem Halbmarathon-Debüt als 5. in 01:09:05 h ins Ziel gekommen!)

Fazit

Ein schneller Schuh, der auch auf Waldwegen und Schotterpisten ohne große Einschränkungen gelaufen werden kann. Instabil finde ich ihn für mich keineswegs, auch wenn ich zu Beginn vermutet hatte, in dem Schuh Probleme zu bekommen (aufgrund der fehlenden stützenden Elemente). Ich würde den Schuh besonders Mittelfußläufern empfehlen, da das Abrollen mit den Energyrods in der Sohle zum Einen nach vorne „pusht“, zum Anderen „führt“ dich der Schuh durch den gesamten Abrollvorgang vom Aufsatz bis zum letzten Bodenkontakt. Schwierig, so etwas in Worten zu beschreiben, aber ich hoffe, dass meine Message rübergekommen ist. Dynamischer als ein Adios Pro oder Vaporfly ist der Schuh allerdings nicht. Enttäuscht bin ich darüber keineswegs, denn am Ende des Tages braucht man doch genau solche Trainingsschuhe, die einen für den nächsten Wettkampf optimal vorbereiten.

Was ich zum Schluss noch anmerken möchte: Wer den Schuh kaufen möchte, der sollte erst hinterfragen, ob er die Voraussetzungen mitbringt, den Schuh problemfrei laufen zu können. Einen sauberen Laufstil und starke Fußgelenke sollte man schon mitbringen, um mit dem Schuh auch Spaß zu haben.

Über den Preis hatte ich noch gar nichts gesagt! Für 200 € ist der Schuh im Segment der Wettkampfschuhe ein wahrscheinlich mittelmäßig teures Modell. Zieht den Schuh mal beim bunert-Standort eures Vertrauens an und lauft ein paar Schritte damit. Das reicht vielleicht schon, um euch von dem Schuh zu überzeugen.

*Der Schuh wurde ganz normal bei adidas gekauft. Ich teile hier also ganz unvoreingenommen und neutral meine Meinung.