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Alkohol und Leistungssport

Gerade in der Winterzeit trinke ich ganz gerne den einen oder anderen Glühwein. Doch wir alle sind Sportler/innen und wissen, dass übermäßiger Alkoholkonsum nicht förderlich für unseren sportlichen Ambitionen ist. Auf dieses Thema möchte ich im Artikel genauer eingehen. Damit alle Sportler ein besseres Bewusstsein dafür erlangen, inwieweit der Alkohol unser Sporttreiben beeinflusst. Vorab soll natürlich eines klargestellt werden: Bei den Pacern gibt es kein Alkoholverbot; wir trinken ab und zu auch mal ganz gerne ein Bier! Oder auch zwei, oder drei. Dennoch ist es ein meiner Meinung nach unterschätztes Thema, deshalb fange ich jetzt auch mal an!

Zuerst mal ein paar nüchterne Fakten aus dem Alkoholsurvey 2018:

Aus diesem geht hervor, dass der Alkoholkonsum junger Leute im Alter bis 25 Jahren seit den 70er-Jahren kontinuierlich abnimmt. Gleichzeitig bleibt ein Wert aber stabil, denn 95 % der bis 25-Jährigen haben schon einmal Alkohol getrunken. Bedenkliche Zahlen liefert der Konsum riskanter Alkoholmengen. Denn 14,9 % der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben 2018 täglich mehr Alkohol getrunken, als gesund ist. Diese Grenze liegt für Männer bei einer Menge von 24 g und für Frauen bei einer Menge von 12 g pro Tag. Weniger überraschend dürfte sein, dass das erste Glas Alkohol mit durchschnittlich 15 Jahren getrunken sowie der erste Alkoholrausch mit durchschnittlich 16,3 Jahren erlebt wird.

Kommen wir nun zur Wechselwirkung zwischen dem Alkoholkonsum und den körperlichen Reaktionen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) führt als Risiko des Konsums an, dass Alkohol ein Zellgift ist und die körperliche Fitness mindere. Im Gehirn bringt Alkohol das Gleichgewicht von bestimmten Botenstoffen durcheinander, welche für die Weiterleitung von Nervenzellen-Signalen verantwortlich sind. Das heißt: Langsamere Denkprozesse setzen nach dem Alkoholkonsum ein. Vor allem für die Leberzellen ist Alkohol schädlich. Die Leber reinigt unser Blut und filtert auch den Alkohol aus unserem Körper. Das Abbauprodukt des Alkohols führt jedoch zur Schädigung von Leberzellen und zur Entstehung einer Fettleber. Dieses Abbauprodukt ist sehr wahrscheinlich auch für den Kater am nächsten Tag verantwortlich. Diese wiederum kann zur Leberzirrhose führen, also dem Absterben der Leber.

Einmal im Blut angekommen, blockiert der Alkohol Stoffe, die wichtig für die Versorgung unserer Muskeln sind. Sie werden also unterversorgt. Die Dehydrierung, also Entwässerung unseres Körpers wird ebenfalls durch einen unverantwortlichen Konsum verstärkt. Während der Körper versucht, das Zellgift aus dem System zu transportieren, gehen mit der verlorenen Flüssigkeitsmenge viele für uns Sportler wichtige Mineralstoffe wie Magnesium oder Calcium verloren.

Unter dem Einfluss von Alkohol kann ebenfalls das Herz leiden. Das äußert sich z.B. in Symptomen wie Herzrasen oder Rhythmusstörungen. Eine Studie des Uniklinikums Hamburg kam zu der Erkenntnis, dass bereits kleine Mengen Alkohol das Auftreten von Herz-Rhythmusstörungen erhöhen können. Beispielsweise steigert ein Glas Wein oder Bier am Tag diese Wahrscheinlichkeit schon um 16 %, zwei Gläser bereits um 28 %. Weil die Blutgefäße sich durch die Substanz weiten, braucht das Herz mehr Kraft, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Pulsschlag und Atmung werden heraufgesetzt, sodass die Kondition darunter leidet.
Die Weitung der Gefäße führt ebenfalls dazu, dass der Körper schneller auskühlt als im nüchternen Zustand. Durch regelmäßigen Alkoholkonsum kann auch ein höherer Blutdruck verursacht werden. Die Blutgefäße können langfristig geschädigt werden, was unter dem Begriff Arteriosklerose zusammengefasst wird.

Für den Abbau von Alkohol benötigt der Körper Energie in Form von Zucker bzw. Kohlenhydraten, sodass dieser uns im schlechtesten Falle nicht für das nächste Training zur Verfügung steht! Auf der Ebene des Hormonhaushalts verändert sich Folgendes: Das Muskelaufbau-Hormon Testosteron wird weniger ausgeschüttet, stattdessen aber das Stress-Hormon Cortisol, welches für einen Muskelabbau sorgt!

Nach diesem kleinen Überblick zur Wirkweise von Alkohol habt ihr hoffentlich keine Schuldgefühle. Ich bin überzeugt, dass man gelegentlich auch als Sportler etwas Alkohol trinken darf. Gleichzeitig sollte das gesunde Maß vorhanden bleiben. Ich kann Sportler, die sich maßlos betrinken, meist nicht als vollwertige Sportler ansehen. Denn viele Prozesse unseres Körpers werden durch den übermäßigen Alkoholkonsum einfach behindert und zerstört, sodass das Training dann nicht auf dem gewünschten Level stattfinden kann. Diese Grenze, ab der mir Alkohol schadet – auch wenn er objektiv immer und in jeder Menge schadet-, nehme ich sehr bewusst wahr. Tut eurem Training und eurem Körper einen Gefallen und definiert euch als Läufer und nicht als Thekensportler!

PS: Tim hatte vor ein paar Jahren mal mit einem ehemaligen Spitzensportler (Marathoni) ein lustiges Gespräch. Der ältere Herr erzählte von seinem Erfolgsrezept, also warum er so schnell unterwegs sei. Seine Antwort. Viel Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und Bier. Jeden Tag ein Bier zum Essen. Ob man sich das zu Herzen nehmen soll, sei mal dahin gestellt, aber gelegentlich ein (alkoholfreies) Bierchen nach dem Sport kann auch mal guttun.