Skip to main content

Aberglaube im Sport

Moin, Jonas hier!

Ich habe mal wieder ein spannendes Thema gefunden und wünsche euch viel Spaß beim Lesen!

In diesem Artikel soll es um Aberglaube im Sport gehen. Bei den meisten Menschen ist davon auszugehen, dass sie nicht abergläubisch sind. Dennoch scheint es für viele Personen eine Glück verheißende Situation zu sein, einen Glückscent zu finden. Was ein Widerspruch! Allein diese Tatsache sollte uns lehren: Wir können Menschen mit einem bestimmten Aberglauben nicht für dumm verkaufen, sondern sollten uns lieber mit den Gründen für bestimmte Verhaltensweisen beschäftigen. Aberglaube zeigt sich häufiger bei Personen mit externaler Kontrollüberzeugung, soll heißen: Diese Leute sehen den Grund für Erfolg oder Misserfolg einer Handlung in äußeren Umständen und nicht bei sich selbst. Im Gegensatz zu dieser Gruppe glauben Menschen mit einer internalen Kontrollüberzeugung daran, dass sie selbst für das Gelingen oder Scheitern ihres situativen Handelns verantwortlich sind.

Eine klare Abgrenzung sollte man zwischen den Begriffen Ritual, das mit Aberglauben assoziiert wird und der Routine vornehmen. Routinen sind weniger idealistisch und flexibler als Rituale und meistens rational begründbar.

Bewiesen wurde auf jeden Fall, dass Glücksbringer eine leistungssteigernde bzw. persönlichkeitsbeeinflussende Wirkung haben können.

,,Die meisten Menschen suchen nicht nach der Wahrheit, sondern nach einem Halt“

, sagt Karl Jaspers dem Deutschlandfunk Kultur. Hierzu sei aus aktuellem Anlass die folgende Denkweise einiger Personen erwähnt: Als klar war, dass das Corona-Virus eine weltweite Pandemie auslösen würde, verbreiteten einige Menschen mit viel Überzeugung die These, dass das Virus eine Biowaffe aus einem Labor sei, dass das Virus die Weltordnung neu erschaffen solle oder sogar, dass der Ausbau von 5G das Virus verbreite. Diese Theorien sind vielen unter euch wahrscheinlich bekannt. Hier soll es aber nicht um solche sehr abstrakten und weit hergeholten Verschwörungen, sondern vielmehr um den alltäglichen Aberglauben gehen.

Aberglaube liegt die Annahme zugrunde, dass das Eintreten eines Ereignis A das Ereignis B auf irgendeine Art und Weise beeinflusst. Somit wird auch das eigene Handeln beeinflusst, dabei können negative und positive Wirkungen infolge einer bestimmten Handlung eintreten. Stellvertretend hierfür steht das Tauben-Experiment des Verhaltensforschers Skinner aus dem Jahr 1948. Er fütterte Tauben im Abstand von 15 Sekunden. Das Besondere: Die Tauben zeigten die immer wieder gleichen Bewegungen von Kopf und Körper, welche sie zum Zeitpunkt der Fütterung per Zufall gemacht hatten. Mit diesen zufälligen Bewegungen assoziierten sie gedanklich das Futter! Das Prinzip dahinter lautet operante Konditionierung und wurde oben mit Verweis auf zwei voneinander eigentlich unabhängige Ereignisse vorgestellt. Bei Menschen funktioniert dieses Prinzip ähnlich, auch wenn der Mensch auch komplexer handelt. Die Forscherin Lysann Damisch lud mehrere Studenten zu einem Gedächtnistest ein. Sie forderte diese dazu auf, einen Talisman bzw. Glücksbringer mitzubringen. Einigen Teilnehmern wurde dieser dann abgenommen und siehe da: Diese Teilnehmer schnitten schlechter ab als ihre Mitstreiter mit Glücksbringern. Hier zeigt sich, dass Aberglaube durchaus Einfluss auf unsere Leistung nehmen kann.

Damisch erklärt die positive Wirkung des Aberglaube damit, dass er in unsicheren oder stressigen Situationen wie Prüfungen oder sportlichen Wettkämpfen die Zuversicht in die eigene Leistung stärkt. Man wähnt im Aberglauben ein Gefühl der Sicherheit und Kontrolle über die Situation und verlässt sich weniger auf Fakten als auf die eigene, teilweise übertriebene subjektive Bedeutung von Dingen, wie zum Beispiel Glücksbringern oder bestimmten Zahlen im Glücksspiel.

Weitere Gründe für Aberglaube sind die Reduzierung von Gefühlen der Machtlosigkeit sowie die Tatsache, dass abergläubische Verhaltensweisen leichter zu erlernen und praktizieren sind als Konfrontationstechniken (vgl. Sandweg 2016).

Doch warum messen Personen bestimmten Dingen eine unglaublich positive oder eine unglaublich negative Wirkung zu? Die Ursache dafür besteht in einem Wahrnehmungsfehler oder auch Bestätigungsfehler. Glaubt eine Person beispielsweise an die unheilvolle Verheißung einer schwarzen Katze, so ist dies oft darauf zurückzuführen, dass ein unheilvolles Erlebnis mit ihr assoziiert wird und dem anschließend eine überhöhte Bedeutung beigemessen wird (Confirmation Bias). Außen vor bleibt im Wahrnehmungsprozess jedoch, dass es dagegen unendlich viele Situationen gab, in denen eine schwarze Katze ohne weitere Ereignisse einfach aufgetaucht ist. Kurz: Wir sehen nur das, was wir wollen!

Ein weiteres Erklärungsmuster für Aberglaube stellt das Prinzip der selbsterfüllenden Prophezeiung dar. Hier ist davon auszugehen, dass die Überzeugungen von Personen entweder durch Zufall oder durch eigene Voreingenommenheit – man denke nur an das Sprichwort ,,Glaube versetzt Berge“- in der Realität bestätigt werden. Beispielhaft hierfür: Ich gehe in eine Prüfung mit der Einstellung, dass der Prüfer mich überhaupt nicht mag, ohne dies zu wissen. Höchstwahrscheinlich wird dies meine Leistung beeinflussen, da meine Gedanken negativ beeinflusst werden.

Genug Theorie! Wie sieht es in der sportlichen Praxis aus?

Im Folgenden findet ihr einige abergläubische Rituale prominente Sportler:

  • Serena Williams trägt bei einem Turnier vom ersten bis zum letzten Spiel immer dieselben Socken und nimmt ihren Waschlappen mit auf den Platz.
  • Bei Rafael Nadal, ebenfalls eine Tennis-Legende, müssen am Spieltag immer alle Trinkflaschen in einer Reihe stehen.
    Hanspeter Gubelmann, Dozent für Sportpsychologie an der ETH Zürich: ,,Das ist eine Form der Selbstkontrolle, solche Sportler wie Nadal sind häufig auch Perfektionisten. Aber er verfolgt mit seinen Ritualen schon ein sehr rigides Regime. Aber warum sollte er das ändern? Er hat sehr gute Erfahrungen damit gemacht hat und ist sehr erfolgreich damit. Seine Vorbereitungshandlungen bringen ihn in einen sehr leistungsfördernden Zustand.“ (Süddeutsche Zeitung 2018)
  • Die neuseeländische Rugbymannschaft führt vor ihren Spielen einen kultur-rituellen Tanz namens Haka durch, der Kräfte bei ihr mobilisieren soll und die Spieler emotional antriggert.
  • Laura Trott ist eine britische Bahn-Radfahrerin und Olympiasiegerin. Seit ihrem Junioren-Weltmeistertitel mit einer nassen Socke stellt sie sich vor Rennen immer auf ein nasses Handtuch!
  • Der ehemalige Verteidiger des FC Barcelona, Kolo Touré, muss den Platz immer als Letzter betreten! Dies führte in der Vergangenheit schon öfters zu Problemen, da sich noch Mannschaftskollegen in der Kabine befanden.
  • Michael Phelps ist der wohl berühmteste Schwimmer aller Zeiten und erfolgreichste Olymionike seit Beginn der Spiele. Er betritt die Arena immer mit dem Sound von Jeezy, Eminem und Eric Church auf den Ohren und schwingt seine Arme vor dem Startblock genau drei Mal.
  • Mo Farah, einer der erfolgreichsten gegenwärtigen Läufer auf der Bahn und der Straße sowie mehrmaliger Olympiamedaillengewinner rasiert sich vor einem Wettkampf jedes Mal seinen Kopf, da er das Gefühl sehr mag!

Fazit

Natürlich gibt es noch weitere sehr prominente Personen, die abergläubische Rituale praktizieren. Festzuhalten bleibt in jedem Fall aber: Rituale sind Ankerpunkte in bestimmten Handlungsabläufen und im Leben von Menschen. Der Diplom-Psychologe Michael Riethmüller stellt fest: Vielleicht sind Sportler besonders abergläubisch, weil der Ausgang eines Wettkampfes sehr oft von Faktoren abhängt, die nicht beeinflussbar sind. Nicht zu vergessen ist auch der Fakt: Wer positiv gestimmt in den Wettkampf geht, legt den Grundstein für seinen persönlichen Erfolg! (vgl. Bambey 2015) Meine persönliche Sichtweise auf das Thema Aberglauben ist folgende: Als Sportler kann es helfen, wenn man bestimmte Glaubenssätze etabliert hat, welche jemandem Sicherheit geben und mental auf den Wettkampf vorbereiten. Und man kann evtl. eine Parallele zwischen dem Hobbysport und Ritualen ziehen. Beide scheinen rational gesehen zwecklos zu sein, das heißt, dass wir beide Dinge praktizieren, weil wir von Ihnen so sehr überzeugt sind, dass der Zweck der reinen Ausführung für uns oft über Allem steht!

,,Normale Menschen“ würden doch oft den Kopf schütteln, weil es eben keinen rationalen Zweck erfüllt, einfach mal 42 Kilometer am Stück zu laufen! Ich denke, dass Rituale den Sport als Handlungsfeld bereichern, so erscheint er uns oft als Glaube oder Religion.

Das war jetzt vielleicht etwas philosophisch, was dem Thema aber meiner Meinung nach gerecht wird. Habt ihr auch bestimmte Rituale oder seid abergläubisch! Teilt es gerne mit uns! Ansonsten wünsche ich euch weiterhin viel Spaß beim Sporttreiben und verbleibe mit sportlichen Grüßen!

Euer Jonas